Mal ehrlich, wie oft am Tag springst du zwischen fünf verschiedenen Browser-Tabs hin und her? Hier das TMS, da die Frachtenbörse, dort das Tracking-Portal und zwischendurch ploppt noch eine Excel-Liste auf. Dieses tägliche digitale Hürdenlaufen ist nicht nur nervig, sondern kostet auch bare Münze. In der Logistik, wo jede Marge zählt, können wir uns das einfach nicht mehr leisten.
Das Kernproblem: Wenn Systeme nicht miteinander reden
Wir alle kennen sie: die über Jahre gewachsenen IT-Landschaften. Hier mal ein Tool implementiert, da eine Insellösung für ein spezifisches Problem dazugekauft. Das Ergebnis? Ein Flickenteppich aus Datensilos.
Wie Gina Friese von SIRUM es in unserem neuesten LogTech Podcast auf den Punkt brachte: Die größte Anforderung von Kunden ist es, alle Funktionalitäten in einem schlanken Prozess zu bündeln. Keiner hat Bock, die gleichen Stammdaten an drei verschiedenen Orten zu pflegen oder Aufträge manuell von einem System ins andere zu hacken.
Das Problem ist nicht die Software selbst, sondern das fehlende Miteinander. Eine perfekte Insellösung bringt dir gar nichts, wenn sie nicht mit dem Rest deines Ökosystems kommunizieren kann.
Schnittstellen sind kein "Nice-to-have", sondern das Fundament
Die Lösung klingt simpel, ist in der Praxis aber oft eine Herausforderung: Kollaboration durch offene Schnittstellen (APIs). Es geht darum, die besten Spezial-Tools für jeden Bereich – sei es WMS, Tourenplanung oder Tracking – nahtlos miteinander zu verbinden. Dein Transportmanagementsystem (TMS) wird so zur zentralen Kommandozentrale, aus der du alles steuerst, ohne ständig den Bildschirm wechseln zu müssen.
Dabei ist Technik nur die eine Seite der Medaille. Echte Kollaboration beginnt im Kopf. Es braucht die Bereitschaft von Softwareanbietern, sich zu öffnen und zusammenzuarbeiten, anstatt zu versuchen, die eierlegende Wollmilchsau zu bauen, die es sowieso nicht gibt.
Der Mehrwert entsteht, wenn Spezialisten ihre Kräfte bündeln – und wir als Nutzer davon profitieren. Anbieter, die sich diesem Trend verschließen, werden langfristig am Markt kaum bestehen können.
Automatisierung und KI: Hype von echtem Mehrwert trennen
Überall liest man von KI, aber in vielen Unternehmen wurde gerade erst das Faxgerät abgeschafft. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir ein paar Evolutionsstufen überspringen. Doch langsam kommen die wirklich smarten Anwendungen auch in der Transportlogistik an.
Konkrete Anwendungsfälle mit echtem Mehrwert:
Automatisierte Auftragserfassung: Eine KI liest E-Mails und legt selbstständig Aufträge im TMS an – keine manuelle Dateneingabe mehr.
Intelligente Tourenplanung: Das System berechnet nicht nur die schnellste Route, sondern lernt aus historischen Daten. Es weiß, dass der Verkehr an einem bestimmten Knotenpunkt nachmittags immer die Hölle ist und schlägt proaktiv bessere Alternativen vor.
Automatische Rückladungssuche: KI-gestützte Systeme finden passende Rückladungen und reduzieren Leerfahrten – das spart Zeit und Geld.
Hier geht es nicht um Gimmicks, sondern um handfeste Effizienzgewinne. Das ist der Punkt, an dem Technologie wirklich einen Unterschied macht.
Der Mensch bleibt im Mittelpunkt
Bei aller Technik-Begeisterung dürfen wir eins nicht vergessen: Am Ende des Tages wird der LKW immer noch von einem Menschen gefahren. Die smarteste, automatisch geplante Route bringt nichts, wenn der Fahrer sie aus guten Gründen nicht fahren kann.
Deshalb ist der wichtigste Faktor bei jeder digitalen Transformation die Mitarbeiterakzeptanz. Eine digitale Strategie ist kein starres Dokument, sondern ein flexibler Rahmen, der deinem Team Orientierung gibt.
Praxistipp für die Implementierung:
Beziehe die Leute, die tagtäglich mit den Tools arbeiten müssen, von Anfang an mit ein. Sie wissen am besten, wo der Schuh drückt. Wenn du ihnen eine Lösung präsentierst, ohne sie vorher nach dem Problem gefragt zu haben, ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.
Ein cleverer Ansatz aus der Praxis: Einer von Ginas Kunden hat seine neue KI als "virtuellen Mitarbeiter" eingeführt. Dieser "Kollege" musste eingearbeitet werden, hat am Anfang einfache Aufgaben übernommen und gelernt – genau wie ein Mensch. Das macht die Technologie greifbar und nimmt die Angst vor dem Jobverlust.
Fazit: Vernetzung statt Isolation
Die Zukunft liegt nicht in isolierten Systemen, sondern in einem vernetzten Ökosystem, das uns die Arbeit erleichtert. Es geht darum, die richtigen Tools intelligent zu kombinieren und die Menschen auf dieser Reise mitzunehmen.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:
- Offene Schnittstellen für nahtlose Integration
- Fokus auf echte Probleme statt technische Spielereien
- Mitarbeiter von Anfang an einbeziehen
- Schrittweise Einführung neuer Technologien