Der Podcast mit Andreas Canel von Northbound hat uns tief in die Welt des Container-Managements und der LogTech-Startups eintauchen lassen. Andreas zeigte eindrucksvoll, warum Pragmatismus und das Verständnis für kleinste Details in der Logistik entscheidend sind – ganz gleich, ob man ein 1.000-Mann-Team bei Amazon leitet oder ein neues Startup aufbaut. Besonders im Fokus stand dabei das Thema Demurrage & Detention – ein Kostenblock, der in vielen Unternehmen noch viel zu oft übersehen wird.
Warum dein Team mehr als nur Fachwissen braucht
Ein zentraler Gedanke von Andreas: Einschätzungsvermögen ist oft wichtiger als reines Fachwissen. Diese Erkenntnis illustrierte er anhand seiner Erfahrungen in der Seefahrt und während des MBA-Studiums. Während viele Kommilitonen mit theoretischem Wissen glänzten, machte letztendlich die Fähigkeit den Unterschied, echte, praktische Probleme zu lösen.
Im LogTech-Bereich ist das ein entscheidender Punkt: Du kannst alle Lehrbücher über Supply Chain Management gelesen haben – aber wenn du nicht bereit bist, dich die Hände schmutzig zu machen und wirklich auf die Fläche zu gehen, um Probleme im Detail zu verstehen, wirst du nie die besten Lösungen finden.
Jannik spürte das direkt: Die Management-Ebene verwässert das Bild schnell. Nur wer bereit ist, die Zwiebel Schicht für Schicht abzuziehen, kommt an den Kern der Sache. Das ist nicht immer einfach, gerade wenn ein Startup schnell wachsen will und den Fokus halten muss. Aber genau diese Detailverliebtheit ist das Fundament für skalierbare Produkte.
Demurrage & Detention: Der 1,24-Milliarden-Euro-Blindfleck
Das zentrale Thema bei Andreas: die oft übersehene Problematik der Demurrage & Detention Kosten. Für alle, die damit noch nicht vertraut sind – das sind Strafgebühren, die Reedereien verlangen, wenn:
- Container zu lange im Hafen stehen (Demurrage)
- Container zu spät leer zurückgegeben werden (Detention)
Andreas nannte beeindruckende Zahlen: Allein bei Hapag-Lloyd beliefen sich diese Kosten 2023 auf 1,24 Milliarden Euro – ein Milliardenmarkt, der vielen Verladern gar nicht bewusst ist.
Northbounds Lösung: Mehr als nur Transparenz
Andreas und sein Team bei Northbound haben sich genau diesem Problem angenommen. Ihre Mission: Diese unnötigen Kosten für die Verladewirtschaft zu eliminieren. Das funktioniert über eine Plattform, die:
- Echtzeit-Visibilität über alle Container und die damit verbundenen Kosten bietet
- Eine Top-10-Liste der größten Kostentreiber erstellt, sodass sofort klar wird, wo angesetzt werden muss
- Rechnungsprüfung automatisiert, um fehlerhafte oder überhöhte Gebühren zu erkennen
Besonders der letzte Punkt ist relevant. Oft sind die Rechnungen so intransparent, dass eine manuelle Prüfung kaum möglich ist. Mit Northbounds Lösung wird exakt sichtbar, welche Strafkosten wirklich angefallen sind und welche nicht. Noch besser: Das System ermöglicht es, die Schuldfrage zu klären und Kosten an den richtigen Partner zurückzugeben – etwa wenn dieser einen Container nicht rechtzeitig abholt.
Von der Transparenz zur intelligenten Aktion
Ein faszinierender Gedanke aus dem Gespräch: Transparenz allein reicht nicht. Viele Unternehmen haben bereits Real-Time Visibility, aber entscheidend ist, was man mit den Daten macht. Wie leitet man konkrete Handlungen ab, die zu echten Verbesserungen führen?
Genau hier setzt Northbound an. Sie kaufen Visibility-Daten ein, um daraus Lösungen zu entwickeln, die echten Mehrwert bieten:
- Automatische Rechnungsprüfung
- KI-Agenten, die Zolldokumente einlesen und Unstimmigkeiten erkennen, bevor Container im Zoll stecken bleiben
Das sind die nächsten Evolutionsschritte in der LogTech-Welt: weg vom reinen Datensammeln, hin zur intelligenten Prozessoptimierung.
Wie Andreas treffend sagte: "In der Supply Chain funktioniert es entweder oder es funktioniert nicht – es gibt nicht viel dazwischen." Es geht darum, ein System zu schaffen, das frühzeitig auf Probleme aufmerksam macht und gleichzeitig die Tools liefert, sie proaktiv zu lösen.
Fazit: Problemverständnis als Innovationstreiber
Der Podcast mit Andreas Canel ist ein perfektes Beispiel dafür, wie aus tiefem Problemverständnis innovative LogTech-Lösungen entstehen. Die Kombination aus praktischer Erfahrung, technologischer Innovation und dem Mut, komplexe Probleme anzugehen, macht den Unterschied.
Was denkst du? Sollten Unternehmen stärker in die Schulung ihrer Mitarbeiter investieren, damit diese mit neuen Technologien umgehen können, oder primär in die Technologie selbst?
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