Transparenz in der Logistik - Mehr als Zahlen, mehr als Fakten

by
Steffen Liermann
June 15, 2025

Der Vertrauensanker in der Logistik: Warum es um mehr als nur Daten geht

Transparenz. In der Logistik ist das Wort in aller Munde. Ein Allheilmittel, so scheint es. Aber ist es das wirklich? Je mehr wir digitalisieren, desto lauter wird der Ruf nach Einblick. Doch hinter der schieren Datenmenge, die wir heute produzieren können, verbirgt sich ein viel wertvolleres Gut: Vertrauen.

Dieses Thema hat mich nach meinem Gespräch mit Tim Sadowski von Shippeo im LogTech Podcast nicht mehr losgelassen. Wir waren uns einig: Echte Transparenz geht weit über die simple Frage „Wo ist mein LKW?“ hinaus. Sie ist das Fundament, auf dem die Beziehung zwischen Verladern und Carriern heute neu gebaut werden muss.

Der tägliche Konflikt: Verlader-Wunsch vs. Carrier-Realität

Lass uns ehrlich sein. Die Fronten sind oft klar: Auf der einen Seite der Verlader. Er will – verständlicherweise – wissen, was mit seiner Ware passiert. Jederzeit. Lückenlos. Auf der anderen Seite der Carrier. Seine Welt ist komplex. Er jongliert Subunternehmer, kämpft mit unterschiedlichen IT-Systemen und will – ebenfalls verständlich – seine Routen und Betriebsgeheimnisse nicht einfach offenlegen.

Die Zurückhaltung der Carrier ist selten böser Wille. Es ist die knallharte operative Realität. Wer diese Perspektive ignoriert, wird nie eine funktionierende Lösung finden. Wir fordern Transparenz, aber übersehen oft, wie schwierig sie in der Praxis umzusetzen ist.

Weniger ist mehr: Die Macht der relevanten Informationen

Genau hier müssen wir ansetzen. Statt einer potenziell überwältigenden Flut von Echtzeit-GPS-Daten, die am Ende niemand mehr auswertet, brauchen wir etwas anderes: die Kommunikation klar definierter, relevanter Ereignisse.

Das Konzept dahinter nennt sich Milestone Tracking. Stell dir vor, du als Verlader erhältst nicht tausend GPS-Punkte, sondern diese vier einfachen, aber entscheidenden Signale:

  • Ware erfolgreich abgeholt: Du weißt, der Prozess läuft. Ruhe im Karton.
  • Wichtiger Hub erreicht/verlassen: Du verstehst den Fortschritt und siehst, dass alles nach Plan läuft.
  • Zur finalen Zustellung verladen: Du kannst dich und deinen Kunden auf die Ankunft vorbereiten.
  • Erfolgreich zugestellt (inkl. digitalem Ablieferbeleg): Du hast den offiziellen Abschluss. Der Fall ist erledigt.

Diese Meilensteine schaffen nicht nur eine glasklare Übersicht. Sie ermöglichen es beiden Seiten, bei Abweichungen proaktiv zu handeln, statt reaktiv im Chaos zu versinken. Für den Verlader bedeutet das: bessere Planbarkeit, weniger Stress und zufriedenere Kunden.

Was hat der Carrier davon? Mehr als nur Ruhe am Telefon

Auch für den Carrier ist diese strukturierte Transparenz ein Segen. Klare, automatisierte Kommunikation bedeutet: Die Disponenten werden entlastet, weil die ständigen Rückfragen („Wo ist meine Lieferung?“) wegfallen.

Mehr noch: Wer verlässliche Milestone-Daten liefert, poliert sein Image auf. Er wird vom einfachen Dienstleister zum verlässlichen Partner. In einem umkämpften Markt ist das ein knallharter Wettbewerbsvorteil. Carrier, die proaktiv und ehrlich informieren, bauen stärkere und langfristigere Kundenbeziehungen auf.

Vertrauen als Fundament: Es geht nicht nur um Effizienz

Am Ende des Tages ist Transparenz kein reines Effizienz-Thema. Es ist der Grundstein für Vertrauen. Wenn ein Verlader weiß, dass er ehrliche und zeitnahe Informationen bekommt – gerade auch DANN, wenn mal etwas schiefgeht –, entsteht eine völlig neue Basis der Zusammenarbeit.

Die oft zitierte Skepsis und das Misstrauen in der Logistik können nur so abgebaut werden: durch Prozesse, auf die man sich verlassen kann. Die Technologie ist dabei der „Enabler“, das Werkzeug, das uns hilft, diese Brücke des Vertrauens zu bauen.

Mein Fazit: Die Zukunft der Logistik ist partnerschaftlich

Die Zukunft der Logistik ist ohne Frage transparent. Aber es geht nicht darum, dass eine Seite diktiert und die andere liefert. Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden, die für beide Seiten funktionieren. Milestone Tracking ist ein riesiger Schritt in diese Richtung, weil es die Bedürfnisse des Verladers mit der Realität des Carriers in Einklang bringt.

Echten Fortschritt erzielen wir aber nur in einem partnerschaftlichen Umfeld. Verlader und Carrier müssen aufeinander zugehen und die Digitalisierung als gemeinsame Chance begreifen.

Transparenz ist somit keine rein technologische Frage. Es ist eine Frage der Haltung.

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Mehr Hintergründe zu diesem Thema gibt es in der Podcast-Folge „LTL-Transparenz - zwischen Anspruch und Realität“ mit Tim Sadowski

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